
B2
Modul 5. Stunde 1. Umweltprobleme
Das Interview
Tierfilmer
Nachrichten
Umweltschutz
Transkriptionen
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Das Interview
M: Herr Gürtler, Sie sind Biologe und beschäftigen sich mit Invasionsbiologie. Was genau muss man darunter verstehen? G: Invasionsbiologie ist ein Zweig der Biologie, der sich mit der Ausbreitung nichteinheimischer Arten beschäftigt. Das heißt, dass fremde Arten in neue Gebiete vordringen. Das können Tiere, Pflanzen oder Pilze sein. Meist geschieht diese Einwanderung unter dem direkten oder indirekten Einfluss des Menschen (1).
M: Das heißt, Sie beschäftigen sich mit Arten, die in ein Gebiet gelangt sind, wo sie früher nicht vorgekommen sind?
G: Genau.
M: Hm. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es schon immer eine Invasion fremder Arten in andere Gebiete gegeben hat: Zum Beispiel sind ja während der Eiszeit viele Tiere vor der Kälte im Norden geflohen und haben sich weiter südlich angesiedelt …
G: Das ist natürlich richtig. Aber in unserem Wissenschaftszweig geht es vor allem um Arten, die sich mithilfe des Menschen ausgebreitet haben. Hier ist die Jahreszahl 1492 für uns Biologen eine wichtige Marke: Seit Kolumbus` Wiederentdeckung Amerikas hat sich die Ausbreitung fremder Arten stark beschleunigt (2). Durch die damals globale Vernetzung der Kontinente konnten die Neuankömmlinge ihre neue Heimat per Schiff und später auch per Auto und Flugzeug erreichen. Das sind Lebewesen, die der Mensch unabsichtlich „eingeschleppt“ hat, zum Beispiel Muscheln, die sich an Ankerketten von großen Schiffen festgesetzt hatten. Andere wurden absichtlich angesiedelt, vor allem Nutzpflanzen wie die Kartoffel oder der Mais. Zur Jagd und zur Zucht wurde beispielsweise in Deutschland der Waschbär angesiedelt (3), der jetzt zu einer regelrechten Plage geworden ist. Oft haben die „Invasoren“ keine natürlichen Feinde in ihrer neuen Heimat und vermehren sich überdurchschnittlich schnell und verdrängen andere heimische Arten … (4)
M: … und bringen so das Ökosystem durcheinander. Ich erinnere mich da an die absichtliche Einfuhr einer Krötenart in Australien. Damals herrschte eine große Käferplage in Australien und man führte einen natürlichen Fressfeind – die Aga-Kröte – aus Hawaii ein, um dieser Plage Herr zu werden (5). Aber diese Käfer schienen der Kröte nicht besonders zu schmecken und so wurde die Aga-Kröte selbst zum Problem, indem sie die Existenz einheimischer Arten bedrohte. Und das Interessante ist, dass dieses Vorgehen in anderen Ländern früher bereits erfolglos war. Dennoch wiederholte man diesen Fehler. Australien hatte plötzlich riesige Probleme mit seinem Ökosystem. Und das Vordringen dieser Krötenart hatte und hat sogar negative Auswirkungen auf den Tourismus.
G: Ja, und ich könnte noch zahlreiche derartiger Beispiele anführen. Auch aus der Pflanzenwelt – oder gerade aus der Pflanzenwelt – gibt es viele Beispiele für die Verdrängung der heimischen Arten, und der Folgen, die diese Verdrängung mit sich gebracht hat. Dies führt nämlich dazu, dass die ursprüngliche Lebensgemeinschaft aus dem Gleichgewicht gerät (6).
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Tierfilmer
M: Hallo, hallo! Schön Sie wieder bei unserer Sendung begrüßen zu dürfen. Heute geht es um einen interessanten, aber auch gefährlichen Beruf: den Tierfilmer. Wie wird man Tierfilmer und welche Voraussetzungen braucht man dafür? Dazu habe ich zwei Gäste ins Studio eingeladen: Unser erster Gast ist Michaela Roth, eine erfahrene und unseren Zuhörern sicherlich bekannte Tierfilmerin.
R: Hallo.
M: Und Leon, der in diesem Jahr sein Abi machen wird.
L: Hallo.
M: Leon, du möchtest Tierfilmer werden. Bestimmt ein Beruf mit Zukunft, denn Tierdokumentationen im Fernsehen werden immer beliebter (0).
L: Es stimmt zwar, dass immer mehr Deutsche Dokumentarfilme vor allem über die Natur sehen, einen Beruf mit Zukunft sehe ich darin allerdings nicht. Die meisten Produktionen kommen aus dem Ausland und so haben deutsche Tierfilmer kaum eine Chance, einen Auftrag zu bekommen (1).
M: Aha, aber warum interessiert dich dann dieser Beruf trotzdem?
L: Na, das ist einfach ein wahnsinnig aufregender Beruf. Da ich gerne fotografiere und filme, fasziniert mich dieser Beruf. Außerdem könnte ich ja auch Karriere im Ausland machen. Bei BBC beispielsweise.
M: Frau Roth, wie sieht denn die Ausbildung zum Tierfilmer aus?
R: Die Ausbildung zum Tierfilmer gibt es nicht. Man sollte jedoch ein sehr gutes zoologisches Wissen haben, aber auch in der Aufnahmetechnik bewandert sein (2), also ein professioneller Fotograf sein. Auch eine technische Ausbildung ist von Vorteil (2). Als Laie, der gerne filmt oder fotografiert, wird es nicht einfach erfolgreich zu sein.
L: Ich will eigentlich keine Ausbildung machen, sondern lieber einen Studiengang im Bereich Foto und Film an einer Kunsthochschule oder Medienakademie belegen. Wenn ich Frau Roth etwas fragen darf: Wie war denn Ihr Weg zu einer der bekanntesten Tierfilmerin Deutschlands?
R: Gute Frage! Also, ich hab eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin gemacht, weil das meine Eltern so wollten (3). Danach hab ich in Bielefeld Biologie studiert und im Fach Zoologie promoviert.
M: Ihre Expeditionen führten Sie ja nach Tasmanien, Malaysia, Borneo und und und ... Also, ich bin mir sicher, dass das als Frau nicht so einfach ist (4).
R: Aber ich war ja nicht allein unterwegs, sondern immer mit einem Aufnahmeteam. Die Einheimischen waren selten feindselig uns gegenüber eingestellt, sie waren vielmehr neugierig und interessierten sich für unsere Technik. Sie halfen uns auch in Notsituationen.
M: Gab es da auch gefährliche Momente?
R: Ja, als beispielsweise unser Kameramann Andy von einem Elefanten angegriffen wurde (5). Das Foto ist damals um die ganze Welt gegangen. Glücklicherweise konnte sich Andy noch auf unseren Jeep retten und wir fuhren dann schnell davon.
M: Sag mal, Leon, wenn du so etwas hörst, bekommst du dann keine Angst?
L: Im Gegenteil. Das finde ich aufregend. Aber natürlich sollte man nicht mit seinem Leben spielen, nur um ein aufregendes Foto zu schießen oder eine tolle Szene zu drehen. Deshalb ist es ja so wichtig, sich gut im Verhalten der Tiere auszukennen, um lebensgefährlichen Situationen aus dem Weg zu gehen oder sich in gefährlichen Momenten richtig zu verhalten (6).
M: Frau Roth, Leon! Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch!
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Nachrichten
Doping: Der langjährige deutsche Olympia-Arzt Georg Huber hat am Samstag gestanden, zwischen 1980 und 1990 jungen Straßenradfahrern das leistungssteigernde Hormon Testosteron verabreicht zu haben. Dies teilte das Universitätsklinikum Freiburg mit. Seit 1972 betreute Georg Huber die Straßenfahrer des Bundes Deutscher Radfahrer. Huber ist nach Andreas Schmidt und Lothar Heinrich der dritte Freiburger Mediziner, der im deutschen Dopingskandal geständig ist.
Frauenquote: Ungeachtet der Kritik aus der Wirtschaft hat der Bundestag am Freitag ein seit vielen Jahren diskutiertes Gesetz für eine Frauenquote verabschiedet. Große Unternehmen müssen in ihren Führungsetagen künftig einen Frauenanteil von 30 Prozent aufweisen.
Das neue Gesetz beinhaltet, dass rund 108 börsennotierte Unternehmen ab 2016 bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten den 30-Prozent-Anteil einhalten müssen. Wenn keine geeignete weibliche Person gefunden wird, muss der Posten unbesetzt bleiben.
Die 30-Prozent-Quote für Führungspositionen werde sich für Millionen von Frauen im Arbeitsleben positiv auswirken, prognostizierte die Familienministerin. Frauen müssten dort präsent sein, wo über Lohn und Arbeitsbedingungen entschieden werde. Allein die Debatte über die Quote habe bereits zu Veränderungen geführt.
Telekom: Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Telekom hat der Konzernchef eine höhere Erfolgsbeteiligung für die Belegschaft in Aussicht gestellt. Als Ausgleich für das Entgegenkommen der Mitarbeiter in der derzeit schwierigen Situation könne er sich gut vorstellen, sie in besseren Zeiten stärker als früher am Erfolg zu beteiligen, sagte der Telekom-Chef in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Die Telekom streitet mit der Gewerkschaft seit Wochen über die geplante Auslagerung von rund 50 000 Arbeitsplätzen in neue Tochterfirmen. Auch am Freitag streikten wieder rund 15 000 Beschäftigte. In den neuen Firmen sollen die Mitarbeiter weniger Geld verdienen und länger arbeiten.
Klimawandel: Der Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur wird überall auf der Erde seine Spuren hinterlassen. Der zweite Teil des UN-Weitklimaberichts zählt die Folgen für Natur und Mensch detailliert auf. Afrika wird dem Bericht zufolge am meisten vom Klimawandel geschädigt. Bis 2020 werden zwischen 75 und 220 Millionen Menschen von wachsendem Wassermangel betroffen sein. Außerdem sollen die Ernten zurückgehen. In einigen Regionen könnten die Erträge bis 2020 um die Hälfte sinken. Am Ende des 21. Jahrhunderts wird der Anstieg des Meeresspiegels niedrig gelegene Küstenregionen mit hoher Bevölkerungsdichte gefährden. Insgesamt rechnet der Bericht allein für afrikanische Staaten mit Kosten in Höhe von fünf bis zehn Prozent ihres jeweiligen Bruttoinlandsprodukts.
Giftmüll: Die australische Regierung hat gebilligt, dass 22 000 Tonnen Giftmüll per Schiff von Australien nach Deutschland gebracht werden. Der australische Umweltminister sagte gestern, eine Analyse habe ergeben, dass Australien den Müll nicht selber entsorgen könne. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums in Berlin existieren zwischen einem australischen Unternehmen und mehreren deutschen Firmen Verträge über die Entsorgung der Abfälle. Das Material lagert derzeit im Hafen von Sydney.
Unwetter: Unwetter haben in Teilen Deutschlands erhebliche Schäden angerichtet. In Berlin musste die Feuerwehr am Samstagabend erneut den Ausnahmezustand ausrufen. Im Stadtteil Wilmersdorf stürzte das Dach eines Wohngebäudes ein. Bereits am Freitagabend musste die Feuerwehr etwa 500-mal ausrücken, unter anderem um umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste zu beseitigen. Glücklicherweise habe es keine Verletzten gegeben, sagte Feuerwehrsprecher Ernst Krieneike, Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln kam es zu zahlreichen Verspätungen und Zugausfällen.